Schwedentabletten – Historie
Ende des Jahres 1967 setzte sich der Münchner Internist Dr. Herbert Schwarz mit dem Apotheker Walter Riemerschmid, Inhaber der alteingesessenen Mariahilf-Apotheke ebenfalls in München in Verbindung, weil er den Bedarf sah, während starker körperlicher Beanspruchung das durch den Schweißverlust verloren gegangene Kochsalz dem Körper wieder zuzuführen. Dabei hatte er in erster Linie Ausdauer- und Hochleistungssportler, aber auch Bergsteiger oder Schwerstarbeiter im Auge.
Es gab bereits „Elektrolyte“, die aber erst gelöst werden mussten und deshalb schlecht anzuwenden waren. Daraus wurde die Idee geboren, das Kochsalz in Form von Tabletten oder Dragees anzubieten. Das Problem war, die Tabletten müssten schnell zerfallen, verträglich sein, widerstandsfähig sein gegen Abrieb und Feuchtigkeit, gleichmäßig dosiert sein und sollten nicht salzig schmecken.
Als Name wurde vorgeschlagen, sie „Schwedentabletten“ zu nennen, in Anlehnung an den berühmten Wasa-Lauf, einen Marathon-Skilanglauf, der jedes Jahr in Schweden stattfindet und wo ähnliche Salztabletten bereits bekannt waren.
Nach einigen Entwicklungsphasen kamen Herr Walter Riemerschmid und sein Sohn, der ebenfalls Apotheker war zu der Erkenntnis, Kerne aus Kochsalz zusammen mit Tablettierhilfen zu verpressen und anschließend mit einem geeigneten Dragierüberzug zu versehen.
Nach mehreren Fehlversuchen – die Tabletten brachen anfangs beim Dragieren – fanden die beiden Apotheker 1968 die geeigneten Bedingungen und so konnten die „Schwedentabletten“ aus der Taufe gehoben werden.
Sie wurden zu 80 Stück in eine viereckige Dose gefüllt und zum Schutz mit kleinen Schaumstoffflecken versehen. In den Deckel kam ein Etikett. Damit die Dose beim Transport nicht aufging, wurde sie rundherum mit einem Tesaband verklebt.
Als schließlich die „Schwedentabletten“ immer häufiger verlangt wurden und auch der pharmazeutische Großhandel sich damit bevorratete, überstieg die Nachfrage die Herstellungskapazität des kleinen Apothekenbetriebs und man entschloss sich, zukünftig die Tabletten in Lohnherstellung fertigen zu lassen; zuerst noch als lose Tabletten, später dann fertig konfektioniert.
Heute finden die Schwedentabletten nicht nur bei zahlreichen Sportlern großen Anklang, sondern werden immer häufiger auch bei bestimmten medizinischen Situationen und Erkrankungen eingesetzt, wo die Substitution von Natrium sinnvoll ist. Die große Einfachheit und Bequemlichkeit in der Anwendung gegenüber Lösungen, Infusionen oder ähnlichem ist dabei ihr großer Vorteil.